Diablo 3 – Wenn die Hölle gefriert

Diablo 3… Ein Spiel über das man kaum Worte verlieren muss. Schon seit dem Release von Lord of Destruction, dem Addon zum numerischen Vorgänger Diablo 2, warten wir im Grunde auf diese Fortsetzung. Ich habe es nun endlich durchzocken können, und werde im kommenden Artikel auflisten, ob mir das Game gefallen hat.

Als man vor etlichen Jahren Blizzard danach fragte, ob es jemals ein Diablo 3 geben wird, sagte man “Ja, sobald die Hölle gefriert”. Witzigerweise gingen viele Journalisten und Fans deswegen seit offizieller Ankündigung des Spiels davon aus,… Diablo wird in einer vom Eis bedeckten Variante der Unterwelt zu bekämpfen sein. Doch dass war nur eine kleine Anekdote, die den Hype um dieses Spiel lediglich andeutet. Diablo wird als der Wegbereiter des Hack&Slay Genres gehandelt. Und das aus gutem Grund. Kaum ein Spiel dieser Art schaffte es, einen ähnlich lange zu fesseln. Weder vor dem heißgeliebten Diablo 2, noch danach. Es gab diverse würdige Genrekollegen, doch wirklich vom Thron schubsen konnte man das Blizzardwerk nicht. Daher ist es nur logisch, dass die Spieleschmiede sich nun selbst an einem Adelsnachfolger versucht.

Am 15.Mai 2012 war es dann endlich so weit. Vier Jahre nach dem man das erste mal von offizieller Seite bestätigt bekam, dass die Kellertage bald wieder folgen werden. Und Blizzard versprach nicht zu viel. Server brachen direkt um Mitternacht zusammen. Erst eine Stunde nachdem die Server geöffnet wurden, schaffte ich den Login. Bis dahin bekam ich den berühmten Fehler 37, der  binnen kürzester Zeit zum Running-Gag mutierte. Alleine der Fakt, dass mitten in der Nacht, diverse Spaßseiten Bilder veröffentlichten, die diesen speziellen Fehler thematisierten, zeigt dass es einen Ansturm auf Diablo 3 gab, der einem Konsolen-Launch gleicht. Das Battlenet zeigte nur noch Leute an, die dieses simple Spiel suchteten. Server gingen mehrmals down. Und Koreaner stellten neue Geschwindigkeitsrekorde auf:

http://www.pcgameshardware.de/aid,883761/Diablo-3-Koreaner-beenden-Kampagne-in-4-5-Stunden/Rollenspiel-Adventure/News/

Ich persönlich war einfach nur beeindruckt über dieses Phänomen. Fernab des Spiels, entsteht selten so ein Gefühl des Zusammenhalts. Jeder weis, dass Jeder dieses Spiel spielt. Das ist einmalig, doch ist das Spiel diesen Ansturm auch wert? Ich beantworte die Frage mit einem Ja!

Blizzard ist in meinen Augen alles andere als Perfekt. Diese Firma trifft viele Entscheidungen, die den Spielspaß ihrer Produkte bremsem. Sei es, dass World of Warcraft bis zum Casual-dasein generft wurde, oder dass das Wort “Singleplayer” den Weg aus deren Sprachgebrauch fand. Dennoch muss man sich eingestehen: Blizzard produziert hochwertige, und extrem spassige Spiele. Nicht umsonst hat man mit Warcract, Starcraft, World of Warcraft und nicht zuletzt Diablo gleich vier starke Reihen, die ganze Genres prägten. Man weis genau was man tut, und besinnt sich auf die Stärken der eigenen Spiele (WoW mal ausgenommen) Und deshalb ist Diablo 3 auch so ein Erfolg.

Gameplay & Steuerung

Heutzutage ist es fast schon selten der Fall, dass Spiele wissen, welchem Genre sie angehören. Ein Ego-Shooter beinhaltet oft noch RPG-Elemente, Geschlichkeitsminispiele und Jump&Run Einlagen. Batman: Arkham Asylum ist ein Produkt, dass sich nicht mehr auf ein Genre festnageln lässt. Ganz anders ist da Diablo 3. Man bekommt keinen “unnötigen Schnickschnack”. Es ist ein Hack&Slay Spiel. Man metzelt sich durch Monsterhorden, bekommt dabei immer mehr Fähigkeiten die das Hackfest Abwechslungsreicher gestalten, und immer bessere Rüstung, die den Suchfaktor darstellen. Dabei hat man am Spielverhalten ordentlich gepfeilt.

So viel Spaß Diablo 2 auch machte, es hatte doch einige Umständlichkeiten, die einem erst im Lauf der Jahre wirklich auffiehlen, als Spiele erschienen die vieles besser machten, und neue Standards setzten. So zum Beispiel die Zauber, die man erst über die F-Tasten nummerieren musste, und dann lediglich mit linker und rechter Maustaste ausführen konnte. So blieb ein Großteil der Tastatur ungenutzt, und man musste umständlich über die Funktionstasten der Windows-kompatiblen Tastatur switchen. Das neue System ist da deutlich übersichtlicher, verliert dennoch aber nicht an Tiefe.

 

Über die Tasten 1-4 werden zusätzliche Skills vergeben, die in verschiedene Kategorien unterteilt sind. Dabei ist der Variationsvielfalt kaum Grenzen gesetzt, denn man kann nicht nur die verschiedenen Zauber gut miteinander kombinieren, es gibt auch noch unterschiedliche Wirkungseffekte der jeweiligen Sprüche. So kann man sich entscheiden ob ein und der selbe Zauber lieber mehr Schaden machen soll, oder doch den Gegner verlangsamt. Die Passiven Fähigkeiten erweitern die Komplexität des Spiels zusätzlich. Grundsätzlich kann man das System als extrem gelungen bezeichnen. Es ist komfortabel, aber dennoch nicht weichgespühlt.

Die Steuerung gehört zum Hauptaugenmerk eines Hack & Slays. Es muss locker von der Hand gehen, und dennoch die Chance bieten, viel herumzuexperimentieren. Doch auch andere Faktoren entscheiden darüber ob das Gameplay gelungen ist. Das Spiel muss fordernd sein, und den Gamer animieren wirklich jeden Schwierigkeitsgrad bis zum Ende durchzuspielen. Dabei hat man hier einen simplen, aber effektiven Anreiz: Level Ups, neue Skills, neue Items, neue Gegner. Mehr braucht man an sich nicht. Besonders gut sind Blizzard hierbei die Abwechslungsreichen Kämpfe gelungen. Zwischenbosse sorgen dafür, dass gegnerische Dämonen nicht am Fließband abgearbeitet werden, und große, fiese Endgegner fordern einen am Ende eines jeden Kapitels. Dabei hat Blizzard viel richtig gemacht. Denn alleine die Gegner, die einem den Weg zum nächsten Akt versperren motivieren einen schon unfreiwillig. Man denkt sich “Wenn der schon so riesig, herausfordernd und episch war, wie soll dann der nächste Endgegner aussehen?”. Derart unterhaltsame Bossfights erwartet man in einem God of War, nicht aber in einem Spiel, dass grundlegend auf einem derart simplen Prinzip basiert. Leider jedoch war Diablo selbst, eine kleine Enttäuschung. Nicht vom Kampf selbst her, jedoch vom Design. Man hatte kein abschließendes Gefühl bei ihm, da man schon mit Gegnern konfrontiert war, deren Hand größer war, als man selbst, während der Teufel da fast schon schlicht daherkommt. Doch ist das meckern auf hohem Niveau, denn während des Duells vergisst man schnell das Design, und konzentriert sich auf das wesentliche: Den fucking Teufel platt machen!

 

 

Charaktere

Die Auswahl der Charaktere ist relativ beschränkt, und bietet nicht die Gestaltungsvielfalt, die man von Rollenspielen gewohnt ist. Doch ist das auch nicht Ziel des Spiels. Minimalistisch, doch dafür ausgereift. So gibt es beispielsweise den Barbaren, der den klassischen Haudrauf darstellt, und mit Stärke und Vitalität zur blutrunstigen Nahkampfwaffe wird. Charges und der Grapplinghook, sowie die unglaubliche Wucht die hinter den Skills steckt, machen diese Klasse ungewöhnlich spaßig, sodass man nicht mehr neidisch zu Zauberern schielen muss, die mit Effektgewitter den Bildschirm bedecken. Der Witchdoctor ist am Ehesten mit dem Totenbeschwörer des zweiten Teils vergleichbar. Er kann sich eine Armee aus Begleitern erschaffen, Gegner verlangsamen und mit typischen Zaubern der Vodoomagie bewerfen.

Der Mönch lässt sich zumindest teilweise mit dem Paladin des Vorgängers vergleichen. Er unterstützt seine Gruppe mit Buffs und Heals, hält etwas mehr aus und bringt die Gegnerhorden so unter Kontrolle. Der Zauberer ist genau das, was man sich unter diesem Begriff vorstellt. Eine Klasse, die mit allen möglichen Naturgewalten und arkaner Magie um sich wirft, und hauptsächlich aus der Ferne angreift. Sie ist im Teamspiel für den Schaden verantwortlich. Diese Aufgabe kann auch der Dämonenjäger erfüllen. Mit Armbrüsten bewaffnet beziehen sich seine Fähigkeiten komplett auf die Bolzenschüsse, die er damit abgibt. Hier hätte man sich noch mehr Agilität gewünscht, denn die Klasse wirkt etwas steif, stellt man sich doch eher etwas wie den League of Legends Charakter Vayne, oder gar Van Helsing vor. Hierbei handelt es sich um die uninteressanteste Klasse, die leider weniger hält, als sie verspricht.

 

Zusätzlich kann man noch zwischen drei Begleitern wählen, die man mit Ausrüstungsgegenständen (wenn auch nur wenige) versorgen kann. Abhängig von der eigenen Klasse hat man unterschiedliche Bedürfnisse an die Begleiter, die im Groben auch erfüllt werden. Der Templer dient als Ersatztank, der besonders Fernkämpfer gut unterstützt. Der Schuft und die Verzauberin helfen beim Schaden, und sind so für die Charaktere geeignet, die selbst einiges wegstecken können.

 

Grafik & Sound

Die Grafik ist selbstverständlich weniger beeindruckend als Spiele, die man aus der Ich-, oder Third-Person Perspektive spielt. Dennoch macht die Optik einen soliden Eindruck, und ist, dank der Überarbeitung des Konzepts hin zum eher Düsteren (die ersten Screenshots liesen damals einen Comic-Look âla Torchlight durchschimmern), der Physik, die die Kämpfe noch wuchtiger und intensiver wirken lässt, und der Musik in Verbindung mit dem Sound ein harmonisches Gesamtbild abgibt. Die erste Minute nach einloggen sorgt leider für diverse Ruckler und Laggs, sind diese allerdings überwunden, läuft Diablo streckenweise stabil. Leider kommt es aber, gerade weil man eben nicht auf seinem PC, sondern auf einen Server zockt, immer wieder zu Einbrüchen, die den Spielspaß trüben können.

 

Fazit

Diablo 3 hat vieles richtig gemacht. Das alte Sammeln & Metzeln Suchtpotenzial entfaltet sich bereits nach den ersten 10 Minuten. Kritisieren könnte man den etwas faden Anfang, der allerdings gar nicht so verkehrt ist, da man nicht direkt in eine Horde von Monstern geworfen wird. Neben der schwächelnden Performance ist auch die Möglichkeit anderen Spielen beizutreten sehr veraltet. Das lief beim jahrzehnt zurückliegendem Vorgänger schon besser, denn da gab es Serverlisten, die einem genau zeigten was man suchte. Diablo 3 bietet lediglich die Möglichkeit den Akt, und die Quest auszusuchen, woraufhin man irgendeinem Random-Spieler joined. Das ist unschön, und geht definitiv besser. Im gesamten allerdings ist Diablo 3 einer der Besten Genrevertreter. Es motiviert, macht Spaß, und bietet die Möglichkeiten mit Freunden zu spielen. Die Variationen der Akte macht es dann verhältnismäßig Abwechslungsreich. Das Spiel musste sich schon vielen Kritiken stellen, fakt ist aber das ich selten so einen Hype um ein Spiel erlebe, und selten derartige Begeisterung mitbekomme. Das muss schließlich auch sein Grund haben, auch wenn D3 alles andere als perfekt ist.

 

Rating: 8,5/10

Hinterlasse eine Antwort